Das Stück

Der Schauspieler, Regisseur und Autor Oscar Sales Bingisser fand im Nachlass seiner Mutter 2008 ein Protokoll des Bezirk Einsiedeln, in Sachen Bruno Heini betreffend Beschimpfung der Polizei. Neben seinem Onkel Bruno Heini wird in diesem Urteil vom 30. Oktober 1956 auch sein Vater Richard Bingisser-Heini erwähnt. Sein Onkel und sein Vater scheinen auf Grund des Urteils des Bezirksamts Einsiedeln, am 16. Juli 1956 einen ziemlich feuchtfröhlichen Abend verbracht zu haben. Als sie zu später Stunde – um 00.45 Uhr – auf die beiden Polizisten Oberholzer und Bachmann trafen, kam es zu einem unschönen Disput. Sein Onkel soll dabei den Polizisten Bachmann einen „Rampass“ genannt haben, der keine Kinderstube genossen habe. Auf Grund dieses Vorfalls erkannt das Bezirksamt Einsiedeln seinen Onkel als schuldig und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von Fr. 30.- und den Verfahrenskosten von Fr. 11.90.

 

Das Urteil wurde zur Kenntnisnahme an die schwyzerische Staatsanwaltschaft, an das kantonale Polizeikommando und an das SZPB in Bern zugestellt.

 

Da Oscar Sales Bingisser alle Beteiligten des Vorfalls persönlich kannte, musste er bei der ersten Lektüre des Urteils herzlich lachen. Ihm war schon nach dem ersten Durchlesen des Urteils klar, dass sich dieses Material wunderbar für eine Veröffentlichung eignen würde.

 

Im Januar dieses Jahres erhielt er vom Bezirksgericht Einsiedeln dankenswerter Weise die Erlaubnis zur Einsichtnahme der Gerichtsprotokolle aus den Jahren 1912 bis 1960.

 

Alle diese Protokolle und Urteile geben einen tiefen Einblick in die Geschichte des Einsiedler Alltags des letzten Jahrhunderts. Ein wunderbares Sittenbild, das auf unnachahmliche, oft humorvolle Weise, all die alltäglichen Sorgen und Leiden der Bevölkerung aufzeigt und längst vergangene Zeiten wieder auferstehen lässt.  Die Protokolle sind eine Schatztruhe voll von kuriosen, berührenden und erinnerungswürdigen Momenten der Einsiedler Vergangenheit.

 

Gerade in der heutigen Zeit, in der diese alltäglichen Geschichten mehr und mehr in Vergessenheit geraten, können solche Zeitzeugnisse Jüngeren und Älteren wieder an ihre eigentlichen Wurzeln erinnern.

 

Nirgends sonst finden sich so genaue, humorvolle und berührende Dokumente über das damalige Leben in Einsiedeln.

 

Diese Zeitzeugnisse vermitteln auf eindrückliche Weise die gesellschaftliche Position der Judikative in einem funktionierenden Gemeinwesen auf. Immer wieder beeindruckte ihn bei der Lektüre der Akten auch die Umsicht und Genauigkeit der Richter und ihr Bemühen um eine gerechte Lösung.

 

Dazu kommt eine Handhabung der Sprache, der man literarische Qualität einfach nicht absprechen kann. Auch wenn es sich bei vielen Fällen um sogenannte Bagatellfälle handeln mag, fühlte er sich doch immer wieder an Heinrich Kleists Drama „Der zerbrochene Krug“ erinnert.